Saterfriesisches Wörterbuch
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Ding, -ere, dät

1. Ding, Sache. 2. Gerät. 3. (verhüllend) Penis: du koast dien Ding nit midden ap de Sträite deeruuthoalje!: du kannst deinen Penis nicht mitten auf der Straße herausholen!

Wíerks, dät

1. Ding, Sache: 1.1 n oungeen Wíerks stjunkt: eine faule Sache stinkt. 1.2 Ap(p)ele, Peren, Fiegen un Wíerks: Äpfel, Birnen, Feigen und so weiter. 2. Zubehör: wät hääst du mäd do Braidelstokke, dät Jäiden un dät uur Wíerks däin?: was hast du mit den Stricknadeln, dem Garn und dem anderen Zubehör getan?

Díert, -e, dät

1. Tier: wät foar n Díert waas dät?: was für ein Tier war das? 2. Ding, Dingsda: iek wiel/wüül wät tou skaujen häbe, man iek kuud so n Díert nit fíende: ich wollte etwas zum Hobeln haben, aber ich konnte so ein Dingsda nicht finden. 3. primitiver, grober Mensch: nemens wol mäd so n Díert umegunge: niemand will mit so einem primitiven Menschen umgehen.

Síeroad , die

1. Zierrat, Ornament: die Síeroad fon dät Klood sunt do Kralen : der Zierrat des Kleides sind die Perlen. 2. etwas, was die Schönheit eines Menschen oder eines Gegenstandes steigert: deer sit nit fúul Síeroat an dät Skap : der Schrank ist ganz gewöhnlich, reizlos. 3. Sehenswürdigkeit: ju Romelster Säärke is die Síeroad fon uus Täärp : die Ramsloher Kirche ist die große Sehenswürdigkeit unseres Dorfes. 4. kokettes Ding; Zierpuppe.

anbale

1. andrehen: iek häbe mie dät Wíerks anbale läiten/lät : ich habe mir das Ding andrehen lassen. 2. ansprechen: iek häbe him ap dän Hondel anboald : ich habe ihn auf den Handel angesprochen. 3. jemanden zu etwas überreden; jemandem etwas einreden: jo häbe him deertou anboald : sie haben ihn dazu überredet. 4. etwas anpreisen, empfehlen; etwas schmackhaft machen: iek häbe him ap dän Houngst anboald, man hie geen deer nit ap ien : ich habe ihm das Pferd angepriesen, aber er ging nicht darauf ein. 5. opponieren, gegen etwas reden: juun wät anbale : 5.1 iek moaste deer so loange juun anbale, dät iek ju Tunge druug in dän Hoals hiede : ich musste so lange dagegen reden, dass ich die Zunge trocken im Halse hatte. 6. zur Sprache bringen: hie boalde dät lude Geskreeuw fon do Skoulbäidene an : er sprach das laute Geschrei der Schulkinder an.

Bakbäist, -e, die

1. schwerer, sperriger Gegenstand: ju Kiste waas so sweer, iek kuud dät Bakbkäist nit uut dän Wai kriege: die Kiste war so schwer, ich konnte das sperrige Ding nicht aus dem Weg räumen. 2. großer, schwerer Mensch: iek tälle die, dät waas n Bakbäist fon n Käärdel: ich sage dir, das war ein großer, schwerer Kerl.

fóarbieloangje

im Vorbeigehen abgeben: loange dät Wíerks íeuwen bie uus Mäme fóarbie : gib das Ding im Vorbeigehen bei unserer Mutter ab.

haue iek haue, du haust, hie/ju haut, wie haue; häuw, häuwen; hauen; hau! hauet!

1. hauen, schlagen: 1.1 du koast dät Wíerks nit in dän Grúund ounhaue : du kannst das Ding nicht in den Boden hineinschlagen. 1.2 an dän Grúund haue : niederschlagen. 1.3 fon sik haue : sich wehren, sich verteidigen. 1.4 deerap looshaue : wild drauflos schlagen. 1.5 hie haut deerap deel as Paulus in do Korinthen : er schlägt wild darauf los wie Paulus bei den Korinthern. 1.6 hie haut rund uum sik tou : er schlägt um sich herum. 1.7 links un gjuchts wäkke deerap haue : links und rechts darauf losschlagen. 1.8 Bjoor un Sluk deerbäte haue : viel Bier und Schnaps trinken. 1.9 wai un wier haue : pendeln. 2. (+ sik) sich prügeln: jo häbe sik toulääst uum dät Wucht hauen : sie haben sich zuletzt um das Mädchen geprügelt. haue mäd : schwingen: hie haut mäd ju Swíepe: er schwingt die Peitsche.

hierso!

1. genau an dieser Stelle! hier an Ort und Stelle! Verstärkung von hier : 1.1 wier skäl iek sitte? hierso! : wo soll ich sitzen? genau hier! 1.2 wier skäl iek dät Wíerks waisätte? hierso! : wo soll ich das Ding hinsetzen? Genau hier!

Sludderäi , ju

großes Geschleppe, große Schlepperei: iek häbe n läipe Sludderäi deermäd häived, dät Wíerks in Húus tou kriegen : ich habe ein großes Geschleppe damit gehabt, das Ding ins Haus zu bekommen.

wägsakje

1. einschlafen, einschlummern: iek waas so wúrig, dät iek fluks wägsakkede : ich war so müde, dass ich sofort einschlief. 2. sinkend außer Reichweite geraten: die Baal sakkede mie wäg; iek kreeg dät Wíerks nit moor tou pakjen : der Ball sank mir so weg; ich bekam das Ding nicht mehr zu packen.

wíes (wiezer, wíeste)

1. aufgeweckt, klug. 2. verständig, erfahren, vernünftig: wíes bale : ein vernünftiges Wort miteinander reden; einen Gedankenaustausch halten; sich ernsthaft unterhalten. 3. altklug, vorlaut, vorwitzig: 3.1 hie is mie tou wíes: er ist mir zu vorlaut. 3.2 hie is so wíes as Salomons Kat, die fon Wiezigaid fon n Stoul falen is un sik dän Stäit breken häd: er ist so vorwitzig wie Salomons Katze, die vor Vorwitz von einem Stuhl gefallen ist und sich den Schwanz gebrochen hat. 3.3 hie is so wíes as Skiete: er ist sehr eingebildet. 4. höhnisch, sarkastisch, spitz: aan wíes oulope läite : jemandem eine abschlägige, häufig beleidigende Antwort geben. wíes bale : sarkastische, abfällige Bemerkungen machen. 5. affig, zimperlich; eitel und geziert: ju is n wíes Díert: sie ist ein eitles Ding. 6. listig, durchtrieben. 7. schlagfertig: n wíeze Ontwoud: eine schlagfertige Antwort.

umetoubale

1. herumreden; über belanglose Dinge reden, um einem unangenehmen Thema aus dem Wege zu gehen: du hougest deer nit uum ju Seke umetoutoubalen : du brauchst nicht um die Sache herumzureden. 2. beschönigen: hie boalt deer fain uum dät Melöär umetou : er beschönigt den Unfall. 3. einen Wunsch, eine Meinung, einen Einwand nur zögerlich und mit äußerster Zurückhaltung vorbringen: du kuust määrke, dät ju deerjuun waas; man ju boalde stoadig uum hiere Ienweendsele umetou : du konntest merken, dass sie dagegen war; aber sie brachte ihre Einwände nur zögerlich und zurückhaltend vor. 4. umschweifig, langatmig erzählen.

röäkelje

1. scharren, kratzen. 2. (im Herdfeuer) stochern: hie röäkelde dät Fjúur mäd dän Pröäkel : er stocherte im Herdfeuer mit dem Feuerhaken. 3. hochjagen: uus Mäme häd uus aaltied tou t Bääd uutröäkeld : unsere Mutter hat uns immer aus dem Bett hochgejagt. 4. Peinliches aufwärmen; unangenehme Dinge aus der Vergangenheit wieder zur Sprache bringen: oolde Seken wier apröäkelje : alte Unannehmlichkeiten wieder aufwärmen.

loosbeendig

1. zügellos, ausschweifend. 2. frei, ungebunden: die Húund lapt loosbeendig truch dän Busk : der Hund läuft frei durch den Wald. 3. vergeblich, umsonst: iek bän deer loosbeendig waironnen : ich bin umsonst dahin gelaufen. 4. ledig, unverheiratet; ohne Anhang: uus Súun is noch loosbeendig : unser Sohn ist noch ledig. 5. allein; ohne Begleitung: ju geen deer so loosbeendig wai : sie ging so ohne Begleitung dahin. 6. unverrichteter Dinge: hie geen loosbeendig wier wäg : er ging unverrichteter Dinge wieder weg.

Kuddelmuddel, dät

1. wüstes Durcheinander. ein Haufen Dinge von geringem Wert, die durcheinandergewürfelt sind. [engl. muddle]

Íerzenskaue, -n, ju

Eisenhobel; eines der fiktiven Dinge, die der naive Lehrling holen soll.

Gebíende , dät

Gebinde; Gesamtheit zusammengebundener Dinge: n Gebíende Húuslook : ein Gebinde Schnittlauch.

Bíend, -e, dät

1. Gebinde; Gesamtheit gebundener Dinge: n Bíend uut Rouzen: ein Gebinde aus Rosen. 2. Garnmaß; bestimmtes genormtes Quantum Garn vom Strang.

wierhoalje (b)

zurückholen: uus litje Húund hoalt alles wier, ook Dingere, do uus goar nit here : unser kleiner Hund holt alles zurück, auch Dinge, die uns gar nicht gehören.

lääst  e

1. letzte: 1.1 hie lait ap t Lääste : er liegt in letzten Zügen, im Sterben. 1.2 et gungt mäd him ap t Lääste : er liegt im Sterben. 1.3 et gungt mäd hier ap t Lääste : sie wird bald niederkommen. 1.4 dät lääste Fouger Ho ienfíere : das letzte Fuder Heu einfahren. 1.5 do Lääste skällen do Eerste weze : die Letzten werden die Ersten sein. 1.6 wie sunt mäd do Lääste Dingere tougoang : wir sind mit den Letzten Dingen beschäftigt. 1.7 dät waas die lääste Meerte : das war der letzte Tag des Monats März. 1.8 bit ap t Lääste : bis zum Tezett. 1.9 die Lääste Dai : der Tag des Jüngsten Gerichts. 1.10 hie lait in lääste Úre : er liegt in letzten Zügen, er ist dem Tode nahe. 1.11 do lääste Dege : neulich. 1.12 dät Íeten gungt uum t Lääste : das Essen geht zur Neige, wird aufgebraucht. 2. neulich, jüngst, gerade vergangen: ju lääste Ättergjucht : die jüngste Nachricht. 3. äußerste: dät lääste Eende : das äußerste Ende.

gemeen

1. abstoßend, roh: ju häd n gemene Oard tou balen : sie hat eine abstoßende Art zu reden. 2. unfein, ordinär; schändlich, niederträchtig: 2.1 du moakest die gemeen, wan du sukke Dingere fertälst : du würdigst dich herab, wenn du solche Dinge erzählst. 2.2 die Koaster häd mie ap gemene Oard un Wieze oukanseld : der Lehrer hat mich auf eine schändliche Art und Weise zurechtgewiesen. 2.3 dät is n gemeen Stuk : das ist eine Gemeinheit, eine niederträchtige Tat. 2.4 wo koast du dien oaine Suster so gemeen moakje? : wie kannst du deine eigene Schwester so verleumden? 3. (Feldfrucht) spärlich: die Roage stoant gemeen : der Roggen wächst spärlich. 4. arm, ärmlich: 4.1 gemeen ounleken : ärmlich gekleidet. 4.2 hie roket, as wan n gemeen Moanske an t Boaken waas : er raucht, als wenn eine arme Frau beim Backen wäre. 4.3 jo kume deer gemeen bieloangs : sie fristen ein ärmliches Dasein. 5. böse, lasterhaft: iek leeuwe neen Woud fon hiere gemene Tunge : ich glaube kein Wort von ihrer lasterhaften Zunge. 6. schlecht, nur mit Mühe: dusse Tuvvelke läite sik gemeen skille : diese Kartoffeln lassen sich nur mit Mühe schälen. einfach, durchschnittlich: die gemene Mon : der einfache Mann, der Mann auf der Straße. von schlechter Qualität: n gemene Sigare: eine schlechte Zigarre. 9. gemeinsam: hie moakede sik gemeen mäd dät Wucht : er hatte ein intimes Verhältnis zu dem Mädchen. 10. gewöhnlich, niedrig: hie is fon gemeen Häärkumen : er ist niedriger Herkunft. 11. hinterlistig: hie is swíede gemeen un bidrjugt sien oaine Foulk : er ist sehr hinterlistig und betrügt seine eigene Familie. 12. in schlechtem körperlichem Zustand; schwer krank, leidend: ju liet so gemeen, as iek hier knulääst in t Kroankenhúus bisoachte : sie sah so leidend aus, als ich sie neulich im Krankenhaus besuchte. 13. schäbig, schadhaft, minderwertig, abgegriffen: du koast an do gemene Blede sjo, dät hie aaltied dosälge Lesengen hoaldt : du kannst an den abgegriffenen Blättern sehen, dass er immer dieselben Vorlesungen hält. 14. grausam: wät is dät gemeen, dät hie sin litje Wäänt nit moor sjo kon, bloot wiel do bee nu skat sunt : was ist das grausam, dass er seinen kleinen Jungen nicht merh sehen kann, nur weil die beiden jetzt geschieden sind.

ätteräärvje

1. erblich sein: sukke Dingere äärvje ätter: solche Sachen sind erblich. 2. (+ sik ) sich forterben: dusse Kroankhaid äärvede sik in ju Famielje ätter: diese Krankheit erbte sich in der Familie fort.

Traler, -e, die

1. Winde. 2. Kurbel: bie alles is wät; bie n Sliepsteen is n Traler: bei allen Dingen ist etwas; bei einem Schleifstein ist eine Kurbel. 3. Drehung; Schleudern um die eigene Achse: ätter n poor Tralere stounde do Jole stil : nach ein paar Drehungen stehen die Räder still. 4. Drechsler.

Sliepsteen, -stene, die

1. Schleifstein: 1.1 hie sit deerap as n Oape ap n Sliepsteen: er sitzt darauf wie ein Affe auf einem Schleifstein (sehr unbequem und fehl am Platze). 1.2 bie alles is wät – bie n Sliepsteen is n Traler: bei allen Dingen ist etwas – bei einem Schleifstein ist eine Kurbel.